Interview mit Dr. Luise Kemmeter, Stifterin der Seniorenstiftung Kemmeter in der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Fürth.
Frau Kemmeter, was hat Sie bewogen, eine Stiftung zu errichten?
Das war ein längerer Findungsprozess. Zum einen wollte ich, dass ein Teil meiner Ersparnisse einem sozialen Zweck zu Gute kommt, ich wollte der Gesellschaft etwas zurückgeben. Auch hatte ich den Wunsch, dass die Hilfe nachhaltig und mit meinem Namen assoziiert wird. Das war die Ausgangslage. Im Jahr 2009 wurde ich auf die Stiftergemeinschaft aufmerksam und war 2010 Gast der ersten Stiftergala. Das Thema Stiftung wurde so für mich greifbar. Durch das besondere Konzept der Stiftergemeinschaft sah ich die Möglichkeit, die Verwaltungsarbeit und die juristischen Grundlagen delegieren zu können. Ich konnte also die Arbeit für das Stiftungsziel ganz in den Mittelpunkt stellen. Dabei war für mich sehr schnell klar, dass es sich um das Thema „Alt sein“ drehen soll. Ich hatte schon immer zahlreiche ältere Menschen im Kreis meiner Verwandten und Freunde erlebt und habe entdeckt, dass ich mit Freude und verständnisvoll mit ihnen kommunizieren kann. Im Sommer 2014 kam es dann zur Gründung der Seniorenstiftung Kemmeter, als eine Unterstiftung der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Fürth. Seit dem Ende meiner Berufstätigkeit in 2016 entwickle und realisiere ich sehr intensiv die unterschiedlichsten Projekte für Seniorinnen und Senioren in Fürth und im Landkreis Fürth.
Mit Ihrer Seniorenstiftung Kemmeter wollen Sie mehr Aufmerksamkeit und praktische Erleichterungen für Seniorinnen und Senioren erreichen. Wie machen Sie das?
Der thematische Schwerpunkt meiner Stiftung sind ja Menschen, die alt sind. Ich möchte für die älteren Menschen in Fürth Stadt und Landkreis drei Dinge umsetzen: Ich möchte ihnen Aufmerksamkeit schenken, ihren Alltag erleichtern und ihnen Freude bereiten. Dazu knüpfe ich Kontakte mit Seniorenpflegeheimen, Stadtteilnetzwerken und der Stadtverwaltung, spreche mit sozialen Einrichtungen. So finde ich konkrete Bedarfslagen heraus. Und natürlich unterhalte ich mich mit Seniorinnen und Senioren, denn um sie geht es ja. Aus all dem entwickle ich Projektideen und stelle sie den betreffenden Institutionen vor. In diesen Gesprächen werden manche Ideen verfeinert, manchmal etwas modifiziert und an die Gegebenheiten vor Ort angepasst. Für die Umsetzung verwende ich die jährlichen Erträge der Stiftung.
Die Bandbreite Ihrer Maßnahmen und Aktivitäten ist vielfältig und eindrucksvoll. Haben Sie Ihre Favoriten?
Alle Projekte waren auf ihre Weise besonders. Wenn ich aber ein paar herausheben soll, würde ich das Projekt „InnenStadt“ nennen, oder die Aktion „Fotos zum Freuen“, die Sitzbank in der Fußgängerzone und die Ausstattungselemente im Fürther Pflegestützpunkt. Mit dem Projekt InnenStadt zum Beispiel soll ein städtischer Platz innen in einem Seniorenheim entstehen. So wird ein Stück vertraute Außenwelt ins Heim geholt, in einen geschützten Rahmen. Dazu bedarf es im Kern nur dreier Ausstattungsmerkmale: Straßenlaterne, Litfaßsäule und eine Fototapete. Umgesetzt als Prototyp habe ich das mit meiner Seniorenstiftung im Paritätischen Stiftungsaltenheim 2021. Mit dem Projekt haben wir Dank und Anerkennung der Stadt Fürth im Rahmen des Zukunftspreises der Stadt Fürth 2021 bekommen und am Wettbewerb „Das gute Beispiel“ des Bayrischen Rundfunks teilgenommen. Viel wichtiger aber ist die Aufmerksamkeit für das Thema, die durch solche Projekte in der Öffentlichkeit erreicht wird. Natürlich kann die Ausstattung jederzeit ergänzt werden – mit Sitzbänken, angedeuteten Ladenfronten, Mehrzweckbereichen, mal Kiosk, mal Markt. Es ist ein Projekt, das den Seniorinnen und Senioren lebenspraktische Anregung und emotionalen Mehrwert bietet.
Positive Emotionen weckte das Projekt „Fotos zum Freuen“. Da habe ich es mir in Zeiten der Pandemie und der Isolation der Heime zur Aufgabe gemacht, jeden Werktag ein Foto mit einem hübschen Kommentar elektronisch an die Heime zu senden, damit diese es dann auf den Monitoren in den Zimmern oder auf Papierausdrucken zeigen konnten. Die Aktion lief 15 Monate lang.
Auch die Spende von Wandbildern mit Fürther Motiven, weichen Sitzkissen und persönlichen Infomappen für den Fürther Pflegestützpunkt lag mir am Herzen.
Noch nicht erwähnt habe ich die beeindruckende Wirkung eines gestifteten Aktivierungswagens im Zirndorfer Gustav-Adolf-Heim. Ich durfte mich überzeugen, wie die verschiedenen Klang-, Duft-, Greif - und Bildmaterialien auf dem Wagen auch dementiell sehr schwer erkrankte Bewohnerinnen und Bewohner erreichen und ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern.
Wie schaffen Sie es, dass die Projekte immer sehr nah an der Lebenswirklichkeit der Seniorinnen und Senioren sind?
Ich bin mit offenen Augen in der Stadt unterwegs, sichte die Lokalnachrichten nach seniorenrelevanten Fakten, unterhalte mich mit vielen Seniorinnen und Senioren, aber auch mit Pflegenden und Verantwortlichen aus der Pflege. Dabei stelle ich mir immer drei Fragen:
- Wo sind ältere Menschen?
- Was könnte ihre konkrete Situation verbessern?
- Wie kann meine Stiftung dabei helfen?
So werden die Beschwernisse, Nöte und Barrieren sichtbar: Das können fehlende Sitzgelegenheiten sein, das Thema Einsamkeit, aber auch Unsicherheit beim Gehen oder im Umgang mit der sich immer schneller entwickelnden Welt. All das versuche ich für mich einzuordnen und entwickle daraus Projektideen.
Was motiviert Sie als Stifterin, immer wieder neue Ideen und Ansätze zu entwickeln? Sie werden ja nicht immer offene Türen bei den Verantwortlichen der Einrichtungen vorfinden. Manche werden Vorbehalte haben, andere einen möglichen Mehraufwand scheuen. Wie schaffen Sie es, die Menschen mitzunehmen, sie von Ihren Ideen zu begeistern?
Das Wichtigste ist, dass man selbst von seiner Idee überzeugt ist. Und das bin ich. Ich präsentiere gern und brenne für anlaufende Realisierungen. Ich strahle mein Interesse aus, versuche in vielseitigen Gesprächskontakten mit den Heimleitungen, Verwaltungen, Stadtteilbüros, in der Pflege, bei der Industrie und nicht zuletzt auch bei den Seniorinnen und Senioren den Funken überspringen zu lassen. Die Menschen mitnehmen und begeistern, das ist entscheidend.
Die allermeisten meiner Projekte konnten und können nur mit der Zustimmung und der organisatorischen Hilfe der begünstigten Stellen umgesetzt werden. Dafür bin ich ausgesprochen dankbar. Der Erfolg ist letztlich immer ein gemeinsamer.
Schauen wir nach vorne, was sind Ihre nächsten Ziele? Was haben Sie sich für das nächste Jahr, die nächsten Jahre so alles vorgenommen?
Ich möchte das nächste InnenStadt-Projekt gestalten, erste Gespräche laufen schon. Und natürlich möchte ich auch weiterhin kleinere Projekte verwirklichen, z.B. durch Zuwendungen Aktivierungsmittel spenden oder selbst in Erscheinung treten mit Vitrinenausstellungen.
Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie sich wünschen?
Ganz allgemein wünsche ich mir, mit meiner Kreativität auch weiterhin den älteren Menschen, deren eigene Kräfte schwinden, auf vielfältige Weise helfen zu können. Ein konkreter, ehrgeiziger Wunsch wäre, dass sich das InnenStadt-Konzept in allen Seniorenheimen etablieren könnte. Für all das bedarf es besonderer Anstrengungen, auch Unterstützer aus den verschiedensten Bereichen. Es ist also noch vieles in Bewegung und zu machen, darauf freue ich mich – natürlich auch über Spenden an meine Stiftung.
Frau Kemmeter, wir danken für das Gespräch und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg.
Wenn Sie die Arbeit der Stiftung unterstützen wollen, können Sie das direkt per Überweisung machen oder mit einer Online-Spende auf der Website der Seniorenstiftung Kemmeter.
Bankverbindung der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Fürth:
IBAN: DE56 7625 0000 0009 9535 63
BIC: BYLADEM1SFU
Bankname: Sparkasse Fürth
Verwendungszweck: Seniorenstiftung Kemmeter
Ihre Zuwendung kann steuerlich geltend gemacht werden. Zuwendungen bis einschließlich 300,00 Euro können Sie einfach mittels Einzahlungsbeleg oder Kontoauszug steuerlich geltend machen. Übersteigt Ihre Zuwendung den Betrag von 300,00 Euro, senden wir Ihnen gerne eine Zuwendungsbestätigung zu. Bitte geben Sie hierfür im Verwendungszweck Ihren Namen und Ihre vollständige Anschrift an. Lebzeitige Zuwendungen unter 500,00 Euro werden als Spende zeitnah für die Zwecke der Stiftung verwendet. Lebzeitige Zuwendungen ab 500,00 Euro erhöhen ohne eine anderweitige Festlegung zu 80% das Stiftungsvermögen und werden zu 20% für die Zwecke der Stiftung verwandt. Spenden sind in jeder Höhe möglich.