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Interview: Bürgerstiftung Cadolzburg, eine Stiftung für die Bürgerinnen und Bürger

Die Bürgerstiftung Cadolzburg ist eine der jüngsten Stiftungen in der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Fürth. Ende Mai 2017 wurde sie errichtet. Wir sprachen mit dem 1. Bürgermeister von Cadolzburg, Bernd Obst, über die Stiftung.

Bernd Obst

Bernd Obst, 1. Bürgermeister von Cadolzburg, im Gespräch über die Bürgerstiftung Cadolzburg.

Redaktion:
Herr Obst, nun hat auch Cadolzburg eine Bürgerstiftung. Was ist das Ziel?

Bürgermeister Obst:
Die Bürgerstiftung Cadolzburg ist, wie der Name schon sagt, eine Stiftung von und für die Bürger. Sie wurde auf Initiative der Gemeinde und Vertretern aus der Bürgerschaft errichtet. Sie will das Gemeinwohl fördern, soziale Projekte in unserer Region unterstützen, einfach für die Bürger der Gemeinde da sein. Sie ergänzt somit die Arbeit der Gemeinde, kann dort aktiv werden, wo der Auftrag der Gemeinde endet.

Können Sie uns Beispiele nennen?

Ganz aktuell zum Beispiel der Bürgerbus. Hier hat der Seniorenrat in Cadolzburg sich darum bemüht ein Fahrzeug samt Ausstattung zu beschaffen. Gleiches hat der Jugendpfleger vor ein paar Monaten mit einem Jugendbus ebenso erfolgreich durchgeführt. Zwei Projekte also, die durch Spenden und Sponsoring der Menschen und Unternehmen vor Ort umgesetzt worden sind. Hier möchte ich nicht mit der Bürgerstiftung in Konkurrenz treten. Es geht eher darum, etwa zusätzliche Wünsche zu erfüllen. Zum Beispiel eine besondere technische Ausstattung. Denn die Anschaffung ist das eine, die Ausrüstung das andere. Auch dazu sind finanzielle Mittel nötig. Die Bürgerstiftung kann, wenn das Stiftungsvermögen eine gewisse Höhe erreicht hat, aus den Erträgen solche Initiativen langfristig unterstützen und fördern.

Stichwort Stiftungsvermögen: Wir hoch ist es aktuell?

Begonnen haben wir mit 11.000 Euro. 10.000 Euro von der Gemeinde, 1.000 Euro von der Sparkasse Fürth. Zudem haben wir schon Zustiftungen bekommen, etwa vom Wanderverein Cadolzburg. Aktuell sind wir bei 17.310,00 Euro. Da gibt es noch einiges zu tun, gerade was Zustiftungen angeht. Sie erhöhen dauerhaft das Stiftungsvermögen und damit die möglichen Erträge einer Stiftung. Und die Erträge bestimmen die Ausschüttungssumme, die für Projekte in der Region zur Verfügung steht.

Das müssen Sie uns genauer erklären.

Im Grunde ist es einfach: Jede Bürgerin und jeder Bürger kann ein Summe der Bürgerstiftung spenden. Diese fließt sofort einem Zweck zu, wird also direkt in eine Initiative gesteckt. Eine Zustiftung ab 200 Euro hingegen erhöht das Vermögen einer Stiftung. Dieses Vermögen ist unantastbar, kann und darf nicht ausgegeben werden. Nur die Erträge aus dem Vermögen dürfen ausgeschüttet werden. Umso höher das Vermögen, umso höher sind die Ausschüttungen. Langfristig gesehen sind also Zustiftungen in eine Bürgerstiftung, wenn man das so sagen will, wertvoller. Und sie entsprechen auch mehr dem Ziel der Bürgerstiftung. Sie möchte ja nicht kurzfristig agieren, sondern nachhaltig, über Generation für ihre Bürger da sein.

Was darf und soll die Bürgerstiftung Cadolzburg fördern? Ist das festgelegt?

Ja, das wurde bei der Errichtung in der Satzung definiert. Wir haben den Stiftungszweck relativ breit aufgestellt. Er reicht von der Jugend- und Altenhilfe, über Kultur, Kunst und Denkmalpflege, Heimatpflege und Heimatkunde über den Umwelt- und Naturschutz sowie die Landschaftspflege bis hin zum Rettungswesen, dem Sport oder auch der Wohlfahrtspflege. Aber auch Tierschutz, Kirche oder Wissenschaft und Forschung sind im Zweck mit aufgenommen. Die Bürgerstiftung kann und darf also in vielen Bereichen tätig werden.

Wer entscheidet denn über die Verwendung der Erträge?

Darüber entscheidet der Stiftungsrat. Er setzt sich aus dem 1. Bürgermeister der Gemeinde, den fünf Gemeinderäten und einer Person aus der Bürgerschaft zusammen. Alle leben in der Gemeinde und haben das Wohl der Menschen vor Ort im Blick. Die Bürgerstiftung ist also gut verankert im Ort.

Welche Möglichkeiten habe ich denn als Bürgerin oder Bürger die Bürgerstiftung zu unterstützen?

Das ist vielfältig und reicht, wie schon gesagt, von der Spende bis zur Zustiftung. Die Spende wird unmittelbar für Projekte verwendet, hat also keine Auswirkung auf das Stiftungsvermögen. Bei der Zustiftung gibt es unterschiedliche Formen. Zum einen die Zustiftung zu Lebzeiten. Hier können Bürgerinnen und Bürger einen Betrag ihrer Wahl zur Aufstockung des Stiftungsvermögens einsetzen. Oder die letztwillige Verfügung und die Zustiftung durch Erben. Bei der letztwilligen Verfügung wird die Bürgerstiftung Erbe des Vermögens. Damit kann man sehr nachhaltig, auch über den Tod hinaus, in der Gemeinde wirken. Wir leben ja heute in der Erbengeneration und viele teilen ihr Vermögen auf. Ein Teil geht an die Familie, ein Teil an soziale Projekte oder eben Bürgerstiftungen. Natürlich können auch Erben ihr geerbtes Vermögen der Bürgerstiftung zustiften. Auch das erhöht den Vermögensstock und damit die jährlichen Ausschüttungen für Projekte vor Ort. Wie gesagt: die Bürgerstiftung ist keine Konkurrenz für andere soziale Initiativen, sie ist eine Ergänzung, langfristig und auf Nachhaltigkeit angelegt und unterstützt soziale, kulturelle oder gemeinnützige Initiativen vor Ort?

Gibt es denn schon erste Projekte, die unterstützt wurden?

Dazu ist es noch zu früh. Das Stiftungsvermögen ist noch nicht so hoch, dass die Erträge eine Wirkung hätten. Auch wenn unser Vermögen als Teil der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Fürth ertragreicher angelegt werden kann als eine Einzelanlage, sind wir noch nicht so weit. Ich denke ab 80.000 bzw. 100.000 Euro Stiftungsvermögen können jährlich Projekt in der Gemeinde mit nennenswerten Beträgen über die Ausschüttung unterstützt werden.

Wie wird das Geld aus Spenden und Zustiftungen verwendet?

In der Bürgerstiftung arbeiten alle ehrenamtlich. Es gibt also keine Aufwandsentschädigung oder dergleichen etwa für den Stiftungsrat. Nur ein kleiner Betrag wird für die Verwaltung über den Treuhänder aufgewendet. Aber auch hier ist es von Vorteil, dass durch die Stiftergemeinschaft zum einen die Kostenstruktur ausgesprochen günstig und vor allen Dingen transparent ist. Man kann also sagen, dass die Gelder fast zu einhundert Prozent für den Zweck, die Projekte vor Ort zur Verfügung stehen.

Was wären denn zukünftige Projekte, die die Bürgerstiftung unterstützen könnte?

Wir überlegen gerade, die Jugendarbeit neu zu organisieren. Das Jugendhaus ist in die Jahre gekommen, wir wollen neue Jugendräume einrichten. Das macht die Gemeinde. Aber die Ausstattung oder besondere Wünsche wie Beamer oder anderes könnte die Bürgerstiftung übernehmen. Auch bei sozialen Notlagen vor Ort kann eine Bürgerstiftung eintreten, damit etwa die Familien ihren Kindern zu Weihnachten etwas schenken können. Und auch die Schulen könnten unterstützt werden, beispielsweise bei der Ausstattung des Musik- oder Sportunterrichts. Es ist also vieles denkbar, was die Bürgerstiftung Cadolzburg hier vor Ort für die Bürgerinnen und Bürger quer durch alle Altersgruppen tun könnte. Es geht aber nicht darum die Gemeinde zu entlasten, es geht vielmehr darum, Aufgaben, die nicht bei der Gemeinde angesiedelt sind und vielfach auch gar nicht von der Gemeinde umgesetzt werden dürfen, mit der Bürgerstiftung anzustoßen und zu begleiten. Eben etwas Gutes für die Menschen hier in der Region zu machen. Und dazu ist die Bürgerstiftung eine sehr gute Möglichkeit. Gemeinsam mehr erreichen, mit den Bürgerinnen und Bürger für die Bürgerinnen und Bürger, das ist das Ziel.

Herr Obst, wir danken Ihnen für das Gespräch.